Hilfe für Menschen mit FASD

Wohnen mit Betreuung in Wohngruppen und eigenen Wohnungen

Was ist FASD eigentlich?

FASD entsteht, wenn schwangere Frauen Alkohol trinken. Das ungeborene Baby wird dadurch geschädigt und kommt mit einer Behinderung zur Welt. Bei FASD funktioniert das Gehirn anders – und das merkt man ein Leben lang.

Die Betroffenen haben oft große Schwierigkeiten beim Lernen, vergessen schnell wieder was sie sich gemerkt haben und können ihre Impulse schlecht kontrollieren. Manchmal verhalten sie sich in sozialen Situationen unpassend, ohne es zu merken.

Warum reicht normale Betreuung nicht aus?

Eine wichtige Studie von Prof. Dr. Spohr aus 2005 hat uns die Augen geöffnet: Nur 12 Prozent der Erwachsenen mit FASD können eigenständig arbeiten und leben. Das ist erschreckend wenig!

Wir haben über die Jahre gemerkt, dass normale Ansätze zur Betreuung bei diesen besonderen Bedürfnissen oft versagen. Deshalb haben wir uns auf FASD spezialisiert – mittlerweile seit über 20 Jahren.

Das Betreuungsteam

Unsere Wohngruppen – klein aber fein

2007 waren wir in ganz Deutschland die ersten, die spezielle Wohngruppen für Menschen mit FASD gegründet haben. Heute betreiben wir drei solcher Wohngruppen.

Das Besondere: Jede Gruppe hat nur vier Plätze. Warum so wenig? Ganz einfach – Menschen mit FASD kommen in großen Gruppen oft nicht zurecht. Eine Wohngruppe haben wir in einem gemütlichen Einfamilienhaus in Spandau untergebracht, eine andere in einem mehrstöckigen Gebäude mit sehr guter Verkehrsanbindung.

Was wollen wir erreichen?

Unser wichtigstes Ziel ist es, dass jeder Bewohner so viel wie möglich in seinem Leben selbst bestimmen kann. Gleichzeitig versuchen wir zu verhindern, dass sich die Beeinträchtigungen verschlimmern.

Jeder bekommt ein eigenes Zimmer, das er nach seinen Wünschen einrichten darf. Küche, Wohnzimmer und Badezimmer nutzen alle gemeinsam. Tagsüber ist immer jemand da zur Betreuung, nachts und teilweise auch tagsüber müssen die Bewohner alleine zurechtkommen.

Ein großer Baustein unserer Arbeit ist die Unterstützung bei der Suche nach Arbeit. Das ist oft ein langer Weg mit vielen Rückschlägen – aber wir geben nicht auf und motivieren immer wieder zu neuen Versuchen.

Betreutes Einzelwohnen als nächster Schritt

Manche Bewohner schaffen irgendwann den Sprung in eine eigene Wohnung. Meist sind das Menschen, die schon länger bei uns in den Wohngruppen gelebt haben oder die wir bereits als Jugendliche betreut haben. Das Vertrauen zu den Bezugspersonen ist dabei ein wichtiger Erfolgsfaktor.

Diese Einzelwohnungen befinden sich alle im Bezirk Spandau, nicht weit von unseren Wohngruppen entfernt. So können wir in Krisensituationen schnell da sein. Die Wohngruppen fungieren praktisch als Stützpunkt für die Betreuung.

Unser Betreuungsangebot im Detail

Die Bandbreite unserer Unterstützung ist groß: Von ganz praktischen Dingen wie Kochen, Putzen und Einkaufen bis hin zur Tagesstrukturierung und Hilfe bei Konflikten. Wir fördern die Kontakt- und Beziehungsfähigkeit und unterstützen bei der Entwicklung der Persönlichkeit.

Besonders wichtig ist uns die Arbeit an der eigenen Lebensgeschichte und die Entwicklung von Perspektiven für die Zukunft, die realistisch sind. In Krisen sind wir natürlich sofort zur Stelle. Je nach Bedarf übernehmen wir auch pflegerische Aufgaben und arbeiten eng mit den Angehörigen zusammen.

Neuropsychologisch fundierte Förderung

Ein Schwerpunkt unserer Arbeit liegt in der neuropsychologisch fundierten Förderung. Mithilfe spezieller Diagnostik entwickeln wir für jeden Bewohner individuelle, am Alltag orientierte Konzepte zur Förderung. Der Fokus liegt auf kompensatorischen Hilfen, die hirnorganische Beeinträchtigungen der Funktion ausgleichen sollen.

Wir bieten einzelfallorientierte Trainingseinheiten für die exekutiven Funktionen an. Über die Jahre haben wir dabei eine interessante Erfahrung gemacht: Zu therapeutische Ansätze stoßen bei Menschen mit FASD oft auf Ablehnung – sie reagieren regelrecht „allergisch“ darauf. Deshalb setzen wir verstärkt auf spielerische Trainingsmethoden. Die Verbindung von Spaß und Training ist einfach viel effizienter!

Besondere Herausforderungen

Die typischen Beeinträchtigungen bei FASD – Probleme mit der Kontrolle von Impulsen, Antrieb und Steuerung von Affekten – bestimmen unseren Alltab bei der Betreuung. Dazu kommen häufig weitere Störungen wie Depressionen, Angststörungen, Bindungsstörungen oder ADHS.

Besonders sorgen uns Gefährdungen im Bereich der Sucht. Deshalb haben wir eine spezielle Gruppe für Menschen mit FASD und Suchtstörungen entwickelt, die wir schon mehrfach erfolgreich durchgeführt haben. Die Kooperation mit der Wiehengebirgsklinik in Niedersachsen ergänzt unser Angebot perfekt.

Ein ständiger Balanceakt ist die Wahrung der Selbstbestimmungsrechte bei oft fehlender Compliance. Diese resultiert teils aus den behinderungsbedingten Schwierigkeiten, teils aus der schwierigen Auseinandersetzung mit der eigenen Behinderung. Trotz allem Respekt vor der Selbstbestimmung setzen wir klare Grenzen bei Selbst- und Fremdgefährdung.

Wohnformen der Eingliederungshilfe

Was wir gelernt haben

Nach mehr als zwei Jahrzehnten Erfahrung wissen wir: Kreative Lösungen und individuelle Ansätze sind der Schlüssel zum Erfolg. Für jeden Menschen suchen wir den passenden Weg und fördern das, was an Geborgenheit und Glück für ihn möglich ist.

Die Arbeit mit Menschen mit FASD braucht vor allem eins: Geduld. Und Verständnis. Und hochspezialisierte Kenntnisse. Mit unserer langjährigen Erfahrung können wir Menschen mit FASD die Unterstützung bieten, die sie für ein möglichst selbstbestimmtes Leben brauchen. Wir schaffen Perspektiven dort, wo andere Ansätze an ihre Grenzen stoßen.